By Eurohoops team/ info@eurohoops.net
Nach einer durchwachsenen Preseason steht für die Dallas Mavericks der Saisonstart vor der Tür. Dirk Nowitzki sprach mit ausgewählten Medienvertretern über Probleme in der Offense und über Veränderungen in der NBA. Auch die Zukunft des Deutschen war ein Thema – für die zumindest eine Rolle nicht in Frage kommt. Er ist ein wahnsinnig erfahrener und abgezockter Center, der schon einiges erlebt hat. Als Verteidiger ist er mit seinem Shotblocking und seiner Cleverness überragend. Er weiß immer, wo er stehen muss und wie er Wege zu machen kann. Vorne ist er auf seiner Position einer der besten Passspieler, die ich je gesehen habe. Darüber hinaus brauchen wir ihn auch als Postup-Spieler, wenn es von außen mal nicht so gut läuft. Mit seinen Hakenwürfen, die er mit links und rechts abschließen kann, ist er auch in dieser Hinsicht immer eine Option, um zu Punkten am Brett zu kommen. Aber natürlich braucht auch er Zeit, da unser System ein ganz anderes ist als das in Golden State.
Über die Golden State Warriors: Sie sind natürlich Wahnsinn. Sie haben letzte Saison schon 73 Siege geholt, was es noch nie gegeben hat. Und jetzt holen sie auch noch einen der besten Spieler der Welt dazu. Wenn sie einigermaßen zurechtkommen und den Ball laufen lassen, dann kann es für die Gegner erschreckend werden. Wenn man gegen sie spielt, gibt es immer schwere Matchups. Was machst du gegen Durant? Was gegen ein Pick-and-Roll mit Curry? Was machst du, wenn sie fünf Schützen auf dem Feld haben? Der einzige Weg ist wohl, das Spiel langsamer zu machen und möglichst viel im Halbfeld zu spielen. Denn wenn sie ins Laufen kommen, wird’s schwer.
Uber die Preseason: Das war keine tolle Preseason, das ist klar. Aber wir hatten auch viele neue Gesichter, die wir integrieren mussten, dazu habe ich es anfangs eher ruhig angehen lassen und in drei Spielen gar nicht gespielt. Trotzdem: Die Starting Five kam nicht richtig in Gang, da müssen wir uns weiter verbessern. Ich glaube aber, dass wir Potential haben, wenn wir mehr zusammen spielen. Vor allem müssen wir uns bessere Würfe erarbeiten, in dieser Hinsicht haben wir große Probleme gehabt.
Über die Gegner zum Saisonauftakt in der Gesichter von Pacers und Rockets: Die Rockets haben uns in der Preseason schon in der ersten Halbzeit gefühlte 10 Dreier reingedonnert. Dann liegt man schnell mal mit 18 Punkten hinten und das Ding ist gelaufen. Man sieht generell schon, dass viele Teams versuchen, sich etwas von den Warriors abzuschauen und schneller zu spielen. Dann muss es das Ziel für uns sein, nicht so viele freie Dreier zuzulassen. Mittlerweile schießt die ganze Liga unglaublich gut von außen und man muss immer eine Hand am Werfer haben, sonst klingelt’s. Das ist für ein eher langsames Team wie uns eine Riesenaufgabe.
Die Veränderungen der NBA in der letzten 19 Jahre: Am Anfang ging es viel mehr ums Eins-gegen-Eins. Es war sehr physisch, es wurde viel gedribbelt, es gab viele Isolationen. Dann kam immer mehr der europäische Stil rein, der Ball wurde mehr bewegt, es wurde alles schneller, die Spieler wurden athletischer und der Distanzwurf hat an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile kann fast jeder Dreier werfen, sogar die Center. Das war früher nicht so. Das Spiel hat sich technisch weiter entwickelt, es werden mehr Punkte erzielt. Darüber hinaus wurden die Regeln geändert, unter anderem mit der Einführung der Zonen-Verteidigung. Das führt auch dazu, dass der Ball mehr bewegt wird und der Dreier wichtiger ist. Mir hat das natürlich in die Karten gespielt, dass ich mehr von außen werfen und mehr mit dem Gesicht zum Korb spielen kann.
Die Anzahl der Mitspieler, die er in seiner ganzen Karriere schon erlebt hat: Es sollten an die 200 Teammates sein, mit denen ich hier in Dallas gespielt habe, vielleicht sogar noch mehr. Das wäre natürlich Wahnsinn, da den Überblick zu behalten. Aber die Hauptsache ist: Mir macht es immer noch einen Riesenspaß, weshalb ich auch immer noch weitermache. Außerhalb des Spielfelds mache ich aber eher mein eigenes Ding.
Und über den Vergleich mit Michael Jordan und das Spiel: Ich war ja quasi noch nie athletisch, deshalb war ich nicht so unter Zugzwang. Trotzdem bin ich natürlich cleverer geworden, weiß, wann ich wo stehen muss, um meine fehlende Geschwindigkeit wettzumachen. Dann geht es auch darum, den anderen Jungs mit meiner Erfahrung Platz zu verschaffen. Wo muss ich Blöcke stellen? Wo sind meine Mitspieler effektiv? All solche Dinge realisiert man besser, wenn man schon lange dabei ist. Aber hinten in der Defense ist es natürlich schwer gegen jüngere und schnellere Spieler dagegenzuhalten.
Seine Zukunft: Mein Ziel ist es, meinen Vertrag zu erfüllen. Ich habe im Sommer für zwei weitere Jahre unterschrieben. Aber ich muss natürlich immer schauen, wie es gesundheitlich läuft. Wo es später mal hingeht, weiß natürlich niemand. Aber ich denke, dass wir hier in Dallas immer ein Zuhause haben werden. Ich bin seit 20 Jahren hier, meine Frau seit zehn. Wenn ich möchte, würde ich bei den Mavericks auch einen Job bekommen, weshalb wir wahrscheinlich schon über mein Karriereende hinaus hier bleiben werden.
Eine mögliche Karriere als Head Coach: Head Coach zu werden war nie mein Ziel. Ein Head Coach muss ja nicht nur Basketball-Wissen haben. Er muss Charaktere bewerten und mischen, er muss motivieren, er muss auch mal jemanden anschreien. Das entspricht nicht meiner Persönlichkeit. Ich bin eher ein ruhiger Typ. Ich bin niemand, der sich irgendwo hinstellt und eine 20-Minuten-Rede hält. Im Bereich Spieler-Entwicklung könnte ich mir eher vorstellen, etwas zu machen. Da habe ich in den letzten 20 Jahren auch sicherlich viel von Holger Geschwindner gelernt. Aber Head Coach? Auf keinen Fall.